Schmerzen unterdrücken

Ein Kraut für viele Fälle

Bei der Therapie zahlreicher Krankheiten hat sich medizinisches Cannabis längst etabliert. Doch schlägt es auch auf die Psyche? Eine US-Studie klärt auf.

Tobias Lemser
Bildquelle: iStock / tvirbickis

Spätestens seit der Billigung des Deutschen Bundestags „zum kontrollierten Umgang mit Cannabis“ zum 1. April 2024 ist die Hanfpflanze wieder in aller Munde – nicht das erste Mal. Denn bereits im März 2017 wurde Cannabis als medizinische Variante offiziell als Arzneimittel freigegeben. Das bedeutet, dass Ärztinnen und Ärzte ganz legal ein Rezept dafür ausstellen dürfen. Zurückzuführen ist die Wirkung von medizinischem Cannabis auf die Inhaltsstoffe Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD). Hat THC einen berauschenden und entspannenden Effekt, wirkt CBD angstlösend und kann Entzündungen hemmen.

Das Prinzip hinter medizinischem Cannabis: Es wirkt auf bestimmte Schmerzrezeptoren und Impulse der Nerven, die zum Gehirn führen und durch diese Substanz unterdrückt werden. Dass es zu einer Abhängigkeit führt, ist bislang nicht bekannt – in jedem Fall steigt die Akzeptanz unaufhaltsam. Laut Statistischem Bundesamt wird der diesjährige Umsatz etwa 457 Millionen Euro erreichen. Für das Jahr 2029 prognostizieren Fachleute 545 Millionen Euro.

Gegen chronische Schmerzen

Verordnet werden kann medizinisches Cannabis bei schweren Krankheiten, etwa bei multiple Sklerose oder Spastiken, aber auch Erbrechen. Zu rund 75 Prozent findet es jedoch bei chronischen Schmerzen Anwendung. Voraussetzung: Es darf keine anderen Therapieoptionen geben. Auch muss die Aussicht gegeben sein, dass die Beschwerden dadurch zurückgehen. Ob der Einsatz von medizinischem Cannabis der Psyche schadet, haben jüngst US-Forschende untersucht. Erkenntnis der jährlichen Gesundheitsbefragung in der US-Bevölkerung: Die Zahl der Tage „mit schlechter psychischer Gesundheit“ hat sich demnach bei den Nutzern medizinischen Cannabis laut Studie nicht erhöht, sondern leicht verbessert. Wie es hieß, sei die schlechte psychische Gesundheit sogar um etwa 0,3 Tage pro Monat zurückgegangen.

Erschienen Mai 2024 in Health Guide

Für rund 40 Erkrankungen wurden cannabidiolbasierte Arzneimittel als Behandlungsoption identifiziert.