Wenn sich die Augenhöhle entzündet
Gerötete Augen, Lichtempfindlichkeit, hervortretende Augäpfel – die endokrine Orbitopathie (EO) beeinträchtigt Betroffene oft massiv. Bei der Behandlung ist die Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Fachrichtungen wie Augenheilkunde und Endokrinologie wichtig.

Auslöser der endokrinen Orbitopathie ist in den meisten Fällen die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow, die zu einer Überproduktion von Schilddrüsenhormonen führt, welche den Stoffwechsel beschleunigen. Typische Symptome sind Nervosität, Schlafstörungen, starkes Schwitzen und Gewichtsverlust. Etwa die Hälfte der von Morbus Basedow Betroffenen entwickelt zudem die EO. Doch auch Menschen ohne Schilddrüsenerkrankung können in seltenen Fällen an EO erkranken.
Endokrine Orbitopathie: Symptome belasten Betroffene stark
Jedes Jahr erkranken etwa 16 von 100.000 Frauen und drei von 100.000 Männern. Erste Anzeichen sind oft tränende Augen, ein Fremdkörpergefühl oder erhöhte Lichtempfindlichkeit. Im weiteren Verlauf können die Augäpfel sichtbar hervortreten; die Augen wirken weit aufgerissene und starr, es kommt zu Augenbewegungsstörungen mit Doppelbildern. Die durch die Erkrankung hervorgerufenen Druckveränderungen können zudem die Sehnerven schädigen und die Sehschärfe beeinträchtigen. Gerade die Veränderungen des Aussehens belasten die Betroffenen häufig stark. Mehr als 60 Prozent der Betroffenen leiden neben den klinischen Symptomen stark unter den psychischen und sozialen Auswirkungen der Erkrankung; etwa jeder Zweite zieht sich immer stärker aus dem sozialen Leben zurück. Manche berichten gar über Suizidgedanken. Bei der Suche nach der passenden Behandlung helfen spezialisierte Zentren, die verschiedene medizinische Fachrichtungen vereinen. Zwar kann die Behandlung der zugrunde liegenden Schilddrüsenerkrankung der Krankheitsverlauf verbessern, die Augenschwellungen bleiben jedoch oft bestehen.
So gilt es, zusätzlich die EO als eigenständige Erkrankung zu behandeln. Je nach Ausprägung kommen dabei befeuchtende Augentropfen, Augengels oder Augensalben zum Einsatz. Aber auch die Gabe von Selen und Cortison sowie eine Bestrahlung können Linderung verschaffen. Zudem kann eine operative Behandlung für viele Betroffene die effektivste Lösung sein, um Aussehen und Funktion der Augen zu verbessern.
Dabei wird überschüssiges Fettgewebe in der Augenhöhle entfernt und so die Schwellung reduziert. Bei schweren Fällen, in denen die Augenlider nicht mehr vollständig schließen und dadurch die Hornhaut gefährdet ist, kann eine Operation am Knochen notwendig sein, um die Augenhöhle zu erweitern.
Schon gewusst?
60 % der Betroffenen leiden neben den klinischen Symptomen stark unter den psychischen und sozialen Auswirkungen der Erkrankung; 40 Prozent haben mit Depressionen und Angstzuständen zu kämpfen.