Digitalisierung Energiewirtschaft

KI überwacht die Energieflüsse

Die Energiewende bringt das Energiesystem ganz schön durcheinander: An die Stelle einzelner Großkraftwerke, die zentral Strom erzeugen, tritt nun ein Meer kleiner, dezentraler Erzeuger, die gleichzeitig Strom nachfragen. Steuern wird das Prosumer-Chaos künftig die KI.

Katharina Lehmann
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Einer der wichtigsten Akteure der Energiewende ist der Prosumer. Als Konsument fragt er Strom nach, produziert aber gleichzeitig Sonnenstrom mit der PV-Anlage auf dem Dach und stellt den Akku seines E-Autos als Zwischenspeicher für sonnen- und windarme Stunden zur Verfügung. Doch der Prosumer ist nicht alleine: Aufgrund der dezentralen Ausrichtung der Energiewende wird die Stromlandschaft der Zukunft von unzähligen kleinen dezentralen Energieerzeuern bestimmt, deren Stromoutput mitunter stark schwankt. Das erfordert ein hochflexibles, intelligentes Netzmanagement. 

Digitale Technologien wie Smart Meter, KI-gestützte Netzsteuerung und automatisierte Lastverteilung könnten helfen, das System effizienter zu gestalten, Netzüberlastungen zu vermeiden und Stromnetze besser den Schwankungen bei erneuerbaren Energien anzupassen, indem sie Energieflüsse in Echtzeit überwachen und steuern. Zudem ermöglichen intelligente Systeme eine präzisere Verbrauchsprognose und fördern die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, wie beispielsweise flexibler Stromtarife.

Digitalisierung in der Energiewirtschaft stockt

Trotz dieser Vorteile schreitet die Digitalisierung des Energiesystems in Deutschland nur langsam voran. So haben einer Umfrage des Smart-Grid-Spezialisten envelio zufolge lediglich 13 Prozent der deutschen Verteilnetzbetreiber die Digitalisierung ihrer Netze abgeschlossen. Über die Hälfte der befragten Netzbetreiber schätzen ihren Digitalisierungsgrad auf weniger als 50 Prozent. Nur 17 Prozent verfügen über die Möglichkeit, Echtzeitdaten auf allen Spannungsebenen zu nutzen, lediglich 23 Prozent haben den Netzanschlussprozess vollständig digitalisiert, und rund 43 Prozent haben die Integration steuerbarer Verbraucher trotz der gesetzten Frist noch nicht abgeschlossen.

Um die Digitalisierung des Energiesystems zu beschleunigen, braucht es gezielte Maßnahmen: Dazu zählen klare regulatorische Rahmenbedingungen, die Investitionen in digitale Technologien fördern, sowie die Entwicklung einheitlicher Standards für digitale Systeme. Darüber hinaus ist eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft notwendig, um innovative Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. Nur durch eine konsequente Digitalisierung können die Energiewende erfolgreich gestaltet und die Versorgungssicherheit in Deutschland langfristig gewährleistet werden.

Erschienen Dezember 2024 in Unsere Zukunft

52 Millionen 
Stromzähler gibt es in Deutschland, sie alle sollen in den kommenden Jahren smart werden.